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Ausbildungschancen

Berufliche Bildung im bolivianischen Bildungssystem

Ansätze und Initiativen der Kirche

Bolivien folgt dem humanistischen Bildungsmodell, doch dieses wird den Bedürfnissen des Landes nicht gerecht. Die verschiedenen Bildungsinstitutionen und -akteure sind sich einig, dass das Hauptproblem in der fehlenden Verknüpfung von Ausbildungs- und Arbeitswelt begründet liegt. Obwohl in den letzten 70 Jahren auf staatlicher Ebene mehrfach beschlossen wurde, dem beruflichen Ausbildungszweig mehr Bedeutung zukommen zu lassen, hatte dieser am Ende doch immer das Nachsehen gegenüber der traditionellen Schulausbildung.

Die katholische Kirche hat bei der Umsetzung ihrer Bildungsinitiativen stets die Bedeutung praktischer Ausbildungselemente für die zukünftigen Generationen im Blick gehabt und hat daher viele Pilotprojekte ins Leben gerufen, auch wenn diese nicht immer mit den geltenden Normen konformgingen.

Erst im Rahmen der Verfassungsänderung 2009 wurde das Bildungssystem reformiert und der berufliche Ausbildungszweig gestärkt. Im Rahmen der Agenda 2025wurden neue Lehrpläne erstellt und Weiterbildungen für Lehrkräfte eingerichtet. Um diesen neuen Schwung auszunutzen, hat auch die Bolivianische Bischofskonferenz verschiedene Initiativen im Ausbildungsbereich erarbeitet, die direkt auf eine Verbesserung der Ausbildungsqualität abzielen.

Durch die Unterstützung des Bistums Trier konnten Weiterbildungsprogramme für Lehrer angeboten werden, damit diese den Schülern eine qualitativ hochwertige praktische Ausbildung bieten können. In den Ausbildungsmodulen wurden verschiedene Themenbereiche behandelt: die unterschiedlichen Modelle der praktischen Ausbildung, die Entwicklung von Lehrplänen, Geschäftsführung, die Erstellung von Unternehmensplänen, die Unterstützung von Unternehmensgründungen sowie Ressourcen für Monitoring und Evaluation.

Am 10. Juli 2015 traf sich Papst Franziskus mit den bolivianischen Bischöfen in Santa Cruz und erinnerte daran, dass die Ausbildung der Lehrer die Basis für eine qualitativ hochwertige Ausbildung sei, weshalb alle möglichen Ressourcen bereitgestellt werden müssen, um die Lehrkräfte stetig fortzubilden. Auf dieser Grundlage wurden verschiedene praktische, technologische und produktive Pilotprogramme mit verschiedenen Schwerpunkten in traditionellen und alternativen Bildungszentren in 14 ländlichen Gemeindebezirken entwickelt.

In indigenen Gemeinden soll die gesamte Gemeinschaft in den Ausbildungsprozess eingebunden werden. Die Gemeinden stellen Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung oder die Erbauung von Werkstätten etc. zur Verfügung und private Unternehmer spenden Flächen zur Kultivierung.
Im produktiven Bereich wird nach der Methode „produzierend lernen“ auf eine duale Bildung Wert gelegt, in der Wissensvermittlung und praktische Anwendung parallel stattfinden.
Diese Pilotprojekte sollen in die Gründung eigenständiger, gemeinschaftlicher oder assoziativer Unternehmen münden. Die jungen Menschen sollen gut ausgebildet und in den Arbeitsmarkt integriert werden und dabei von privaten und öffentlichen Institutionen Unterstützung erfahren.

Nach einem Beitrag von Limbert Ayarde